E.P. Lehmann Spielwarenfabrik
Wussten Sie, was der Hauptmann von Köpenick, ein störrischer Esel und der berühmte Kletteraffe gemeinsam haben?
Genau, sie alle stammen aus der Produktion der Firma „Blechspielwaren-Fabrik von Lehmann & Eichner" und waren in der damaligen Zeit um 1900 wahre Verkaufsschlager. Zusammen mit diversen Automodellen und der Patentierung des „GNOM´s", einem Kreisel, begann der Siegeszug des Blechspielzeugs der Firma Lehmann.
Die weltweite Bedeutung und Bekanntheit der Firma stieg weiter und weiter, bis im Jahre 1992 einer der wichtigsten Industriezweige der Stadt Brandenburg an der Havel endgültig liquidiert wurde.
Die Erfolgsgeschichte begann mit der Gründung der Blechwarenfirma am 1. September 1881. Ernst-Paul Lehmann, der am 9. Juni 1856 in Berlin-Charlottenburg geboren wurde, zog mit dem Nürnberger Jean Eichner in das Gebäude der heutigen Stadtverwaltung in der Klosterstraße ein. Doch schon zuvor hatte sich Lehmann, damals erst 24-jährig, die ersten Patente zur Verarbeitung von Blechwaren eintragen lassen, so dass mit der Entwicklung und Herstellung von Blechspielzeug mit mechanischen Funktionen sofort begonnen werden konnte.
Die rasante technische Entwicklung und der wirtschaftliche Boom der Jahre nach 1870/ 71 trugen dazu bei, dass die Blechwarenproduktion stark expandieren konnte und sich so zunehmend in den Kinderzimmern großer Beliebtheit erfreute. Lehmann, der als echter Gründerzeitunternehmer viel Leistung und Arbeit nach Brandenburg an der Havel brachte, sah neben der Patentierung auch die frühzeitige internationale Vermarktung als Grundlage für seinen unternehmerischen Erfolg an. Lieferungen in die USA und nach Übersee ließen daher nicht lange auf sich warten und selbst die englische Spielzeugindustrie konnte Lehmann mit seinen Innovationen beeindrucken.
Am 16. Juli 1948 wurde die Blechspielzeugproduktion durch die kommunistisch dominierte Landesregierung Brandenburgs enteignet, was auch wie die übrige Firmengeschichte im Hofgebäude des Stadtmuseums in einer anschaulichen und sehenswerten Ausstellung weiter dokumentiert und nachzuvollziehen ist.
Dass das städtische Museum in der Ritterstraße im Frey-Haus untergebracht ist, ist kein Zufall. 1916 spendete Ernst-Paul Lehmann, der nach dem Tod Eichners ab 1884 alleiniger Besitzer der Firma war, dem historischen Verein das Haus zur Nutzung als Stadtmuseum. Auch die Bismarckwarte, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und als heutige Friedenswarte wieder aufgebaut wurde, ging 1908 aus dem Lehmann´ schen in den städtischen Besitz über.
(Quelle: BRAWO, 17.05.2006)