Fritze Bollmann
Wussten Sie, dass Fritze Bollmann ein echtes Brandenburger Original ist?
Johann Friedrich („Fritze") Andreas Bollmann wurde am 5. Januar 1852 in Salbke bei Magdeburg geboren und verstarb am 7. Mai 1901 in Brandenburg an der Havel. Aber was uns viel mehr interessiert, ist ja sein Leben. Und nein, um es gleich vorwegzunehmen: „Fritze" starb nicht beim Angeln!
Friedrich Bollmann kam als 23-Jähriger nach Brandenburg an der Havel und arbeitete zunächst als Gehilfe in einem Barbiergeschäft in der Ritterstraße 23. Zwischenzeitlich zog es ihn nach Berlin, Ziesar und Fehrbellin. 1879 allerdings kehrte er endgültig in die Havelstadt zurück, die zu dieser Zeit als Industrie- und Arbeiterstadt aufblühte. Nach seiner Rückkehr arbeitete „Fritze" in einem in der Rathenower Straße ansässigen Barbiergeschäft, bis er 1882 in der Mühlentorstraße 17a seinen eigenen kleinen Friseurladen eröffnete.
Im selben Jahr heiratete der „Barbier aus Brandenburg" seine Frau, die aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammte. Mit ihr bekam er elf Kinder, von denen aber nur drei überlebten.
Alle Familienmitglieder hieß es, ausreichend zu ernähren. Dies aber fiel dem begabten, fleißigen und flinken Friseur aus der Havelstadt immer schwerer. Denn so gut er mit der Schere und den Haaren seiner Kundinnen und Kunden umgehen konnte, so schlecht konnte er Geschäfte machen.
Dies führte ihn und seine Frau in eine finanzielle und wirtschaftliche Notlage, die er nur dachte, mit dem Alkohol besiegen zu können. Eine andere nützlichere und häufig genutzte Möglichkeit war da noch der Fischfang, mit dem er sich und die Familie „über Wasser halten" wollte.
Eines Tages aber wurde ihm sein Angelvergnügen zum Verhängnis...
Kinder aus der Altstadt und dem Kietz lieferten sich mit ihm häufig nahezu einen Kleinkrieg - und das nicht nur, wenn er mal wieder zu viel getrunken hatte. Sie verspotteten ihn immer wieder mit den Rufen „Fritze Bollmann!", „Hallo, Fritze Bollmann!", was ihn jedes Mal in Rage brachte. Da er den Kinderspaß nicht verstand, verfolgte er die Spötter und Plagegeister und bespritzt sie mit Rasierschaum.
Zu Unrecht wurde er so zu einer Spottfigur degradiert, was seit jenem Tag seines „Angelunglücks" noch viel schlimmer wurde. Als er nämlich beim Angeln im Domstreng aus seinem Kahn fiel und dieses Missgeschick daraufhin einem Kunden erzählte, hatte Fritze Bollmann seinen Namen weg.
Dies aber war noch nicht genug, denn die Kinder hatten nun endlich ein Ereignis, aus dem sie einen Text dichten konnten. Als ob Bollmann damit nicht genug gestraft gewesen wäre, fand sich auch noch ein findiger Kaufmann, der Postkarten mit den Verstexten für 10 Pfennig in der ganzen Stadt verkaufte.
Das daraufhin von ihm erwirkte Vertriebsverbot nützte leider nicht viel. Die Verbreitung des Liedtextes war schon zu weit fortgeschritten und Fritze Bollmann wurde in seiner Ehre immer mehr gekränkt.
Tja, wie sollte es anders sein: Ein Unglück kommt nie allein und so kündigte ihm auch noch der Hauswirt. Die ständigen Tumulte und Belagerungen vor dem Wohnhaus und dem Barbiergeschäft wurden einfach zu viel.
Mit seiner Familie zog der Barbier in der Hoffnung auf Ruhe auf die andere Seite des Beetzsees. Lange konnte er sein Glück jedoch nicht genießen, denn im Alter von nur 49 Jahren verstarb der angelnde Barbier an Zungenkrebs. Ein Grabstein auf dem Altstädtischen Friedhof und der seit 1924 bestehende Fritze-Bollmann-Brunnen in der Hauptstraße zeugen von seiner traurig-berühmten Realität.
Neben diesen Denkmälern gibt es aber auch andere Möglichkeiten, dem zu einem in Brandenburg an der Havel gewordenen Original zu gedenken. Hier seien zum Beispiel die Bollmannpassage oder auch die Auszeichnung „Goldener Bollmann" sowie zwei nach ihm benannte Gaststätten oder der Fritze-Bollmann-Weg an der Regattastrecke zu nennen.
Naja, nun haben wir schon so viel über den Barbier zu Brandenburg gelesen, dass der Liedtext, der mehrmals in seiner Geschichte erweitert wurde, hier natürlich nicht fehlen darf:
1. In Brandenburg uff´n Beetzsee, 2. Fritze Bollmann wollte angeln,
da steht ´n Fischerkahn, da fiel die Angel rin,
und darin sitzt Fritze Bollmann, Fritze Bollmann wollt´se langen,
mit seinem Angelkram. da fiel er hinterdrin.
3. Fritze Bollmann schrie um Hilfe, 4. Nur die Angel ward gerettet,
„Liebe Leute, rettet mir, Fritze Bollmann, der ersuff.
denn ick bin doch Fritze Bollmann, Und seitdem jeht Fritze Bollmann
aus der Altstadt der Barbier." uff´n Beetzsee nich mehr ruff.
5. Fritze Bollmann kam in´n Himmel: 6. Und der Petrus ließ sich rühren
„Lieber Petrus, laß mir durch, und sprach: „Bollmann, komm man rin,
denn ick bin doch Fritze Bollmann, hier jibt´s och wat zu balbieren,
der Barbier aus Brandenburg." komm man her und seef mir in."
7. Fritze Bollmann der balbierte, 8. Uff de jroße Himmelsleiter,
Petrus schrie: „Oh Schreck, oh Graus, kannste widder runter jehn´n,
tust mir schändlich massakrieren, kratz man unten feste weiter,
det hält ja keen Deibel aus! ick laß mir´n Vollbart steh´n!"
Quellen: Brandenburg an der Havel - Lexikon zur Stadtgeschichte, Geiseler, Heß, Berlin 2008
ZACHARIAS - Das Stadtmagazin der Stadt Brandenburg an der Havel, Nummer 18/ Frühling 2009, S. 24 ff.